2018 jĂ€hrt sich Johann Joachim Winckelmanns grausiges Ende zum 250. Mal: Ein vorbestrafter Koch ermordete ihn am 8. Juni 1768 aus Habgier in seinem Triester Hotelzimmer. Bereits Goethe widmete dem GrĂŒndervater der wissenschaftlichen ArchĂ€ologie eine umfangreiche Publikation: Grund genug, sich im JubilĂ€umsjahr noch einmal mit Winckelmanns Leben und Werk zu befassen.
Mit den âGedanken ĂŒber die Nachahmungâ wurde der Stendaler Schuster Sohn 1755 schlagartig berĂŒhmt. Winckelmanns Deutung der antiken Laokoon-Gruppe, die Lessing 1766 in seinem âLaokoonâ aufgegriffen hat, gehört bis heute zum Bildungskanon: Im Unterschied zu Vergils Schilderung in der âAeneisâ schreit der Laokoon aus Marmor nicht, sondern beweist im Todeskampf âedle Einfaltâ und âstille GröĂeâ. Angesichts Winckelmanns eigener Studien vor dem Original, zu denen er als Oberaufseher der pĂ€pstlichen Antiken reichlich Gelegenheit hatte, aber auch mit Blick auf die Deutungstradition des 16. und 17. Jahrhunderts muss man fragen: Stimmt ĂŒberhaupt, was Winckelmann in seinem Dresdner Erstlingswerk ĂŒber die Laokoon Gruppe schrieb? Schweigt Laokoon wirklich â oder schreit er nicht doch?