Nach Venedig reisten Johann Caspar Goethe und sein Sohn Johann Wolfgang, aber 1830 in den Spuren des Vaters auch August von Goethe. Und sie alle reihten sich nur einer großen Zahl von Italienreisenden an, die von der Neugier nach dem Süden und vor allem nach dem Kunstland Italien getrieben, viel Geld und Zeit aufgewandt haben, um die Schönheiten des Südens buchstäblich hautnah zu erfahren. So reisten zum Beispiel aus Weimar nicht nur Goethe - Vater und Sohn - nach Italien, sondern auch die Herzogin Anna Amalia mit Gefolge. Alle diese Reisen dauerten viele Monate und bedeuteten keine touristische, sondern eine existentiell einschneidende und abenteuerliche (auch teuere) Unternehmung.
Johann Wolfgang Goethe – so berichteten später Caroline Herder und Frau von Stein – sei in Italien „sinnlich“ geworden, und Herders Frau ist nicht müde geworden, in Briefen ihren Mann vor dieser, wie sie meinte, doch ansteckenden „Krankheit“ und den insbesondere in Venedig herrschenden lockeren Sitten zu warnen.
Wie die im katholischen Süden zu erfahrende Sinnlichkeit die protestantischen Reisenden aus dem Norden verstörte, wie an der Frage nach dem Genuss oder der Abweisung von Sinnlichkeit sogar die Freundschaft zwischen Goethe und Herder zerbrach, wie August von Goethes als Therapie gedachte Reise schließlich nicht wie für seinen Vater ins Leben, sondern in den Tod führte, darüber berichtet dieser Vortrag.