„Briefe hebt man auf, um sie nie wieder zu lesen...“
Dies schreibt Ottilie, eine der Hauptgestalten in Goethes Roman „Die Wahlverwandtschaften“.
Der Brief war das Kommunikationsmittel der Goethezeit, individuell und immer ein Zeugnis für den Schreiber und dessen private Beziehung zum Adressaten.
Die Gegenständlichkeit und die Vergänglichkeit von Briefen unterscheidet den Brief der Goethezeit von den Mitteilungen spontaner elektronischer Datenübermittlung unserer Zeit mit ihrer meist geringen Bedeutungsdauer und noch unabschätzbaren Dauerhaftigkeit in den handelsüblichen und anderweitig zu ahnenden Speichermedien. –
Der Göttinger Germanist, Forscher und Literaturinterpret wendet sich dem Briefschreiber Goethe zu und zeigt, dass es im 18. und 19. Jahrhundert eine Schreibkultur gegeben hat, die die ihr eingeschriebene Mitteilung ernst genommen und auch in Briefen für die Bedeutung des Inhalts eine angemessene Form gesucht und gefunden hat.
Damit „der schönste, unmittelbarste Lebenshauch [nicht] unwiederbringlich für uns und andere“ verschwindet, hält Albrecht Schöne es mit Ottilie aus den Wahlverwandtschaften: „Ich nehme mir vor, dieses Versäumnis wieder gut zu machen.“