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„dort, wo die Seele keine Faxen macht“ Thomas Manns direkte und indirekte Reflexionen zur deutschen Schuld vom Beginn des Exils bis zum „Erwählten“

Dienstag, den 10. 06. 2014

Theatermuseum Hannover, Prinzenstraße 9

STEPHAN STACHORSKI (MAINZ)

Wegen einer Formulierungen wie der, „daß es nicht zwei Deutschland gibt, ein böses und ein gutes, sondern nur eines, dem sein Bestes durch Teufelslist zum Bösen ausschlug“, galt der Exilant Thomas Mann vielen Zeitgenossen als ein die Realitäten in Deutschland aus Überheblichkeit und Unkenntnis verzeichnender Vertreter der Kollektivschuldthese.
Dieser Vorwurf verkennt den Kern der Haltung Manns gegenüber den Deutschen. (Der im Titel des Vortrags angegebenen Zeitraum umfasst die Jahre 1933 bis 1955). Nachdem er selbst im "Doktor Faustus" (1947) Rechenschaft über den eigenen Anteil an der Schuld abgelegt hatte, hoffte er auf eine ähnliche und individuelle Aufrichtigkeit und Reue der in Deutschland Gebliebenen.
Der Vortrag geht davon aus, dass Thomas Mann den Spätroman "Der Erwählte" (1951) als notwendige Ergänzung zum "Doktor Faustus" geschrieben hat, die als ein abschließendes Ergebnis seines Nachdenkens nicht nur über Sünde und Gnade im Allgemeinen zu verstehen ist, sondern auch und gerade über die deutsche Schuld.