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Blumen-, Frucht- und DornenstĂŒcke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. SiebenkĂ€s im Reichsmarktflecken Kuhschnappel von Jean Paul in mehreren AuszĂŒgen vorgestellt

Dienstag, den 09. 09. 2014

theatermuseum, Prinzenstraße 9

HERMANN WIEDENROTH (BARGFELD)

Die Annahme, die Goethe-Gesellschaft Hannover verehre nur den Namenspatron Goethe und beschÀftige sich mit nichts anderem, ist leider ein weit verbreiteter Irrtum.
Gerade Goethes Aufgeschlossenheit und Neugier hat zu seinem universalen und liberalen Weltbild gefĂŒhrt und fasziniert auch heutige Leser noch.
Was einleitend ĂŒber Goethe geschrieben steht, sein vielseitiges Interesse auch fĂŒr den Literaturbetrieb seiner Zeit, war auch von Skepsis gegenĂŒber den Jungen, die spĂ€ter Romantiker genannt worden sind, durchwachsen...
Jean Paul z.B. mochte er nicht wirklich, seinen erfolgrei-chen Roman „Hesperus“ nannte er Schiller gegenĂŒber „Tragelaph“, d.h. keiner literarischen Gattung zuzuordnen, und meinte das abfĂ€llig. Aber auch Jean Pauls anfĂ€ngliche Bewunderung fĂŒr den „Wilhelm Meister“ relativierte sich gegenĂŒber dem Meister selbst zunehmend. Der BuchhĂ€ndler und Antiquar stellt Jean Paul vor und lĂ€sst dessen Denken und Schreiben mit seiner Sprache in einer Lesung lebendig werden. Als EinfĂŒhrung empfiehlt er den Auszug aus Kindlers Neues Literatur-Lexikon (VIII, 669): »Als Lenette, die sich ihres Hochzeitsputzes wegen um einen Tag verspĂ€tet hat, in Begleitung des Schulrates Stiefel endlich in der möbliert gemieteten Stube ihres wartenden BrĂ€utigams in Kuhschnappel eintrifft, ist die quĂ€lend-komische Konstellation dieser Ehe bereits gegeben: hier der sich und die Welt verspottende Armenadvokat, dort eine den Dingen des Alltags im Guten und Bösen verhaftete Hausfrau par excellence, die â€șdurch unverdroßne Feg- und BĂŒrst-Arbeit seine dithyrambische Karthause so sauber, grade und glatt 
 wie eine Billardtafelâ€č herstellt, aber nicht einsieht, daß sie die Schriftstellerruhe ihres Gatten mit ihren Lappen zugrunde â€șkartĂ€tschtâ€č.«